Warum Espresso schokoladig schmeckt – und warum unsere Bohnen genau dafür gemacht sind
Schokoladige Espressi gehören zu den beliebtesten Geschmacksprofilen überhaupt. Viele Kaffee-Liebhaber suchen genau dieses Aroma: rund, angenehm süß, leicht nussig, manchmal wie Zartbitterschokolade oder Kakaopulver. Doch was macht einen Espresso eigentlich schokoladig? Welche Rolle spielen Varietät, Aufbereitung und Röstung – und warum fühlt sich handwerklich gerösteter Kaffee oft so viel harmonischer an als typische Supermarktbohnen?
In diesem Artikel schauen wir uns das Thema ganzheitlich an: vom Röstprofil über die Bohnenqualität bis hin zu Nachhaltigkeit, Bio-Anbau und sogar schokoladigen Decaf-Sorten. Und ja, ein kleines Augenzwinkern zu Cappuccinos mit Schokopulver ist auch dabei. 😉
Was bedeutet „schokoladiger Espresso“ überhaupt?
Ein schokoladiges Geschmacksprofil entsteht vor allem durch die Maillard-Reaktion und die Karamellisierung der natürlichen Zucker in der Kaffeebohne während der Röstung. Dabei bilden sich Aromastoffe, die wir als Noten von:
- Zartbitterschokolade
- Kakao
- Karamell
- Toffee oder Nougat
Damit diese Aromen entstehen können, braucht es zwei Dinge:
- Passende Bohnenvarietäten (Arabica und/oder Canephora), die genügend Süße und Körper mitbringen
- Langsame, handwerkliche Röstung mit viel Fingerspitzengefühl – genau das, was Steffen bei uns mit viel Leidenschaft macht
Arabica und Canephora: beide können schokoladig schmecken
Ein weit verbreiteter Mythos: Nur Arabica könne gut schmecken und Canephora (Robusta) sei automatisch erdig und bitter. In der Praxis ist das deutlich differenzierter.
Arabica bringt je nach Varietät und Herkunft fruchtige, florale, nussige oder schokoladige Aromen mit. Viele „klassisch schokoladige“ Espressi bestehen überwiegend aus Arabica, weil die Kombination aus Süße und Eleganz sehr gut zu Espresso passt.
Canephora wird oft unterschätzt. Sorgfältig angebaute und verarbeitete Canephora-Kaffees können sehr kräftige Noten von dunkler Schokolade, Kakao und Karamell zeigen und bringen viel Körper und Crema in einen Blend.
Entscheidend ist also nicht, ob Arabica oder Canephora in der Tasse landet, sondern wie gut die Bohnen angebaut, aufbereitet und geröstet wurden.
Warum viele Supermarktbohnen trotzdem anders schmecken
Der Unterschied zwischen Specialty Coffee und typischen Supermarktbohnen liegt nicht nur im Anbau – sondern sehr stark in der Röstung.
Industrielle Röstung (Supermarktkaffee)
- Röstmenge: oft 300–500 kg pro Durchgang
- Röstzeit: meist nur 3–5 Minuten
- Temperatur: sehr hoch, stark auf Durchsatz optimiert
- Ergebnis: häufig sehr dunkle Röstaromen, wenig Transparenz, viele Chargen schmecken „irgendwie ähnlich“
Solche Schnellröstungen können durchaus ein schokoladiges Profil erzeugen – vor allem, wenn dunkler geröstet und mit Canephora-Anteilen gearbeitet wird. Gleichzeitig gehen dabei aber viele feine Nuancen verloren, Bitterstoffe dominieren und die Bohnen wirken in der Tasse oft flach und rau.
Das Ergebnis: Es kann zwar schokoladig wirken, braucht aber häufig Zucker und viel Milch, um wirklich rund zu schmecken.
Handwerkliche Trommelröstung (wie bei Naturbohne)
- Röstmenge: kleine Chargen (bei uns ca. 15-30kg)
- Röstzeit: ca. 10–16 Minuten
- Temperatur: niedriger & deutlich kontrollierter
- Röstprofil: sorten- und herkunftsspezifisch abgestimmt
Durch die längere, kontrollierte Röstung haben die chemischen Reaktionen in der Bohne Zeit, sich zu entwickeln. So entstehen komplexe Aromastrukturen: Schokoladigkeit, Süße, Nussigkeit, teilweise auch dezente Fruchtnoten, ohne dass alles im Röstaroma untergeht.
Alle unsere Kaffees entstehen genau auf diese Weise – nicht, weil das schneller geht, sondern weil es besser schmeckt.

Warum unsere Bohnen so schokoladig schmecken
Unsere Sorten bringen natürliche Süße, Vollmundigkeit und eine runde Kakao- bzw. Schokoladenbasis mit. Das liegt an drei Faktoren:
1. Nachhaltiger, pestizidfreier Bio-Anbau
Unsere Partnerfarmen arbeiten ökologisch, verzichten auf Pestizide und bauen in Mischkulturen an. Gesunde Böden – gesunde Bohnen – klarere, sauberere Aromen.
2. Faire Bezahlung & direkte Beziehungen
Wir kaufen nicht anonym über Börsen, sondern bewusst – zu stabilen, fairen Preisen. Das motiviert Farmer:innen, hochwertige Lots zu produzieren. Qualität entsteht immer durch Wertschätzung.
3. Sortenreine, schonende Röstung
Jede Bohne erhält ihr eigenes Röstprofil. So bringen wir genau jene Aromen hervor, die im Ursprung angelegt sind – ganz ohne Zusätze, Geschmacksaromen oder Tricks.

Unsere schokoladigen Sorten im Überblick
Bio Espresso „Bergkraft“
Kräftig, vollmundig, schokoladig – ideal für Vollautomaten & Siebträger. Rund und ausgewogen mit dunkler Schokolade im Abgang.
Bio Espresso „Versuv“
Intensiver Espresso mit Noten von Bitterschokolade, Nuss und Karamell. Perfekt für Cappuccino & Latte.
Persönliche Erfahrung mit „Versuv“ – und warum er mich an traditionelle äthiopische & eritreische Kaffeezeremonien erinnert
Als ich den Versuv das erste Mal in meiner La Marzocco Linea Mini R zubereitet habe – 18 g im Sieb, ca. 38 g Output, 27 Sekunden Extraktion, gemahlen auf der Fiorenzato Pro 64 EVO – war ich überrascht, wie intensiv und cremig der Espresso wurde. Die Crema war unglaublich dicht, fast wie ein feiner Schokoladenschaum. Doch noch viel spannender war der Geschmack: ein tiefes, intensives Schokoladenaroma, das mich sofort an eine Erinnerung aus meiner Jugend zurückversetzt hat.
Viele meiner äthiopischen und eritreischen Freunde hatten Eltern, die ihren Kaffee traditionell selbst zubereiteten – oft in der Pfanne über dem Gaskocher geröstet, anschließend frisch gemahlen und in einem klassischen Jebena-Kännchen aufgebrüht. Durch die leichte Pan-Röstung und den direkten Kontakt zur Hitze entwickelten die Bohnen oft ein natürliches, dunkles, kakaobetontes Aroma. Oben im Ausguss lag ein feines, haariges Pflanzensieb, das die Partikel zurückhielt – und obwohl die Zubereitung simpel war, war der Geschmack außergewöhnlich tief und voll.
Der Versuv hat mich genau daran erinnert. Heute, mit mehr Wissen über Herkunft, Varietäten und Röstprofile, verstehe ich auch warum:
- Die Röstung des Versuv liegt im mitteldunklen Bereich und bringt starke Maillard- und Karamellisierungsnoten hervor – ähnlich wie die traditionelle Pfannenröstung, nur deutlich kontrollierter.
- Sein Blend-Anteil (Arabica/Canephora) sorgt für ausgeprägte Schokoladen- und Kakaoaromen sowie eine üppige Crema.
- Die Herkunft spielt eine große Rolle: Viele Kaffees aus Ostafrika besitzen eine natürliche Tiefe und Süße, die durch die Röstung verstärkt wird.
- Die Extraktion (18 g → 38 g, 27 Sekunden) holt genau die süßen, kakaoartigen Komponenten aus dem Kaffee, ohne ins Bittere zu rutschen.
Das Ergebnis ist ein Espresso, der nicht nur intensiv schokoladig schmeckt, sondern auch eine Verbindung schafft – zwischen modernen Maschinen und traditionellen Röstmethoden, zwischen Erinnerung und sensorischer Präzision. Heute kann ich diesen Geschmack viel besser einordnen: Er entsteht nicht durch Zufall, sondern ist die Summe aus Varietät, Herkunft, Röstprofil und der Art der Zubereitung.
Hochlandjuwel
Elegante, cremige Schokoladigkeit mit leichter Süße – ideal als Espresso pur. Feine Herkunftsaromen dank Hochlandanbau.
Nachtgold Decaf
Unser entkoffeinierter Specialty Espresso – und ja, er schmeckt wirklich schokoladig! Der Mexican Water Process erhält die Süße und die Kakaoaromen, ganz ohne chemische Lösungsmittel.
Warum sogar unser Decaf schokoladig schmeckt
Beim Decaf denken viele an flache, bittere Aromen. Der Grund: Billig-Decaf wird oft chemisch entkoffeiniert und eher funktional als geschmacklich gedacht. Wir dagegen setzen auf den natürlichen Mexican Water Process. Dadurch bleiben:
- Süße
- Kakao-/Schokoladenaromen
- Rundheit & Körper
erhalten – nur das Koffein geht raus. Nachtgold ist der Beweis, dass Decaf richtig geil schmecken kann.
Ein kleines Augenzwinkern: Schokopulver auf Cappuccino?
In vielen deutschen Cafés wird vor dem Servieren ein bisschen Kakaopulver auf den Cappuccino gestreut. Nett anzusehen – aber geschmacklich… na ja.
Fun Fact: Unter Home-Baristas gilt das eher als „Deko-Trick“, der die Milchhaube hübscher macht oder schwächeren Espresso kaschiert. In der Spezialitätenkaffeeszene verlässt man sich lieber auf die Qualität der Bohnen, den Espresso und gut geschäumte Milch.
Unsere Bohnen haben genug natürliche Schokoladigkeit – du musst sie nicht anmalen. 😉
Woran du einen guten schokoladigen Espresso erkennst
- voller Körper
- moderate, gut eingebundene Säure
- Noten von Kakao, Bitterschokolade, Nuss
- angenehme Süße ohne harte Bitterkeit
- lange, cremige Textur
Das alles entsteht nicht zufällig – sondern durch nachhaltigen Anbau, faire Partnerschaften und schonende Röstung.
Fazit: Schokoladigkeit ist kein Zufall – sondern Handwerk
Ein Espresso schmeckt nur dann schokoladig, wenn alles zusammenpasst: passende Varietäten, sorgfältige Aufbereitung, hochwertige Rohbohnen, faire Beschaffung, Bio-Anbau, langsame Röstung und viel Erfahrung. Genau deshalb schmecken unsere Sorten so rund, vollmundig und angenehm süß – ob mit oder ohne Koffein.
Wenn du also einen Espresso suchst, der „wie Schokolade“ schmeckt, bist du bei unseren Sorten genau richtig. Und wenn du ihn im Cappuccino trinkst – lass das Kakaopulver ruhig im Schrank. Der Geschmack ist schon da.







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